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[Rezension] Stell dir vor, dass ich dich Liebe


Autor: Jennifer Niven
Verlag: Fischer
Seitenanzahl: 464
Erscheinungsdatum: 22. Juni 2017
ISBN: 9783737355100

"Libby Strout, du verdienst es, gesehen zu werden."

Ich liebe dieses Cover. Das Pärchen im Park spiegelt so gut eine Szene aus dem Buch wider und durch den pinken Hintergrund mit dem weißen Stern kommt das Pärchen noch besser zur Geltung.

Ich kann wirklich nichts anderes sagen, als das der Schreibstil besonders war. Besonders herausragend. Anders kann man, glaube ich, den Schreibstil nicht beschreiben. Jennifer Niven benötigt gar nicht viele Worte & manchmal reichte auch nur ein paar Worte aus, um mich zu Tränen zu rühren. 

Jack ist der Coolste, der Schönste, von allen geliebt und begehrt. Doch Jack hat ein Geheimnis: Er kann sich nicht an Gesichter erinnern - nicht mal an das seiner aktuellen Freundin. Das seine Coolness nur Selbstschutz ist, durchschaut niemand. Bis Libby in sein Leben tritt. Von allen Menschen ausgerechnet Libby. Ein No-go. Sozialer Selbstmord. Und der einzige Mensch auf der ganzen verdammten Welt, der die Wahrheit schöner findet als all die perfekten Lügen ...

Ich habe bisher noch kein Buch von Jennifer Niven gelesen und bin mit nicht allzu hohen Erwartungen an das Buch heran gegangen. Doch ich wurde so überwältigt von der Erzählweise und hätte nie gedacht, das mich das Buch auch noch später so beschäftigen würde. 

Libby ist in ganz Amerika als "Amerika´s fettester Teenager" bekannt. Vor 4 Jahren musste sie mit einem Kran aus ihren Haus befreit werden. Nun ist sie hundert Kilogramm leichter & dennoch immer noch Übergewichtig, aber sie will endlich wieder auf die Highschool gehen und dort der Schultanzgruppe beitreten. Nur leider findet das nicht jeder so toll wie Libby.
Jack tritt immer als der Coole auf, doch das ist nur Fassade. Er leidet an Prosopagnosie - ist Gesichtsblind und erkennt noch nicht einmal in einer Menschenmenge seine eigene Familie. Als Libby und Jack sich durch Zufall begegnen, ahnen sie nicht, dass sie das Leben des Anderen für immer prägen und verändern werden.

"Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht eintausend Schritte
 in seinen Schuhen gegangen bist."


Libby war mir sofort und unwiderruflich sympathisch. Sie ist mutig und stark, sie weiß sich zu behaupten und dennoch ist sie nicht abgehoben. Die fiesen Mobbingattacken ihrer Mitschüler setzen ihr sehr zu, aber sie zeigt es niemanden. Sie will ihnen nicht auch noch zeigen, dass sie ihr damit wehtun und das sie in gewisser Weise in der Situation die Macht über sie haben. Aber auch wenn es einige Momente und Situationen gab, an denen ich zugrunde gegangen wäre, lässt sich Libby nicht unterkriegen. Sie kämpft für ihre Träume. Ich habe mich etwas in Libby verliebt. Sie ist meine neue Heldin!

Jack ist anders. Er verhält sich wie ein Arsch. Doch das ist nur vorgetäuscht, da er unter keinen Umständen in die Opferrolle fallen will. Er kann sich durch seiner Krankheit keine Gesichter merken, was die Highschool für ihn sehr schwierig gestaltet. Nur durch bestimmt Merkmale kann er erkennen bzw. erahnen, wem er dort vor sich hat. Menschen, die in den Medien als "perfekt" beschrieben werden, sind für ihn unsichtbar und gehen in der Masse unter. Doch tief in seinem Inneren weiß er, dass er so nicht mehr weiter machen kann. Für mich ist Jack ein sehr trauriger Protagonist, den ich gerne mehr als einmal in den Arm genommen, aber auch gerne geschüttelt hätte. Auf der einen Seite tut er mir unfassbar leid. Auf der anderen Seite soll er seinen Schweinehund überwinden und endlich seiner Familie sagen, was mit ihm los ist. 

"Du bist der wunderbarste Mensch, den ich je getroffen habe. 
Du bist anders. Du bist du. Immer. Wer kann das noch von sich behaupten?"

Dieses Buch spricht vorallem das Thema "Mobbing" an. Es ist nicht immer leicht auf einer neuen Schule Anschluss zufinden. Es ist vorallem sehr schwierig, wenn man nicht dem heutigen Idealbild entspricht. Kinder und junge Leute können grausam sein, sagt man. Wie grausam sie sein können zeigt Jennifer Niven auf einer Art und Weise bei der ich manchmal sehr wütend und dann wieder sehr bewegt war. 
Es ist egal wie man Aussieht, wichtig ist der Charakter der zählt. Und genau das hat Jennifer Niven glaubhaft geschildert. Du fühlst dich unwohl in deiner Haut? Dann ändere was! Aber mach es für dich und nicht für die Menschen, die dich nicht so mögen und akzeptieren wie du bist.

Die Liebesgeschichte von Libby und Jack spielt zwar eine Rolle, aber keine Zenrale. Hier geht es vorallem um Selbstliebe. Sich selbst zu Lieben und zu Akzeptieren ist für beide sehr schwierig und dennoch helfen sie sich gegenseitig und sind füreinander da. Es ist so schön zu verfolgen, wie beide an den jeweils anderen wachsen.



Von der Krankheit Prosopagnosie habe ich bisher noch nie etwas gehört oder gelesen. Umso spannender empfand ich es, die Umwelt durch Jack´s Augen zu erleben, da die Schriftstellerin aus beiden Perspektiven die Geschichte erzählt. Auch das sie im Vorfeld mit Betroffenen gesprochen hat, die an dieser Krankheit leiden, fand ich sehr schön. Als ich das Buch gelesen habe und schon auf den ersten Seiten der Name der Krankheit gefallen ist, habe ich mich darüber informiert. Wer mit so einer Einschränkung leben muss und dennoch den Alltag bewältigt, ist für mich ein Held und verdient mein größten Respekt. 

"Und alle anderen, denkt daran: IHR SEID ERWÜNSCHT. 
Dick, dünn, groß, klein, hübsch, unscheinbar, freundlich, schüchtern. 
Lasst euch von niemanden etwas anderes erzählen, nicht mal von euch selbst. 
Erst recht nicht von euch selbst."

Das Buch hat mir mal wieder gezeigt, was in unserer heutigen Gesellschaft schief läuft. Jeder von uns hat seine Problemzonen: ein zu dicken Bauch, einen nicht wohlgeformten Hintern, eine zu große Nase. Aber genau das macht uns Menschen aus. Wir sind, wie wir sind und genauso sind wir gut.

Jeder sollte dieses Buch lesen! 
Ein wunderschönes Buch mit einer sehr wichtigen Massage!











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